CCC zu Gast in der Richemont-Fachschule Luzern
von
Petra Schwabe
Diese
Reise war für alle CCCler sicherlich eine außergewöhnliche Erfahrung.
Wir haben viel Interessantes gesehen und ganz neue Eindrücke über die
Schweizer Konditoreien erhalten.
Nach
unserer Ankunft, gegen 14.00 Uhr in der Richemont Fachschule begrüßte
uns Herr Urs Wellauer, Zentralpräsident des SKCV.
Der SKCV und SBKV ist eine Vereinigung der Bäckereien und Confiserien in
der Schweiz. Das Hauptmerkmal liegt darin, dass erkannt worden ist, dass
sich ein Verband nur für die Confiserien nicht mehr selbst tragen kann.
Somit ist eine Gemeinschaft gebildet worden, aber trotzdem bleiben die
Berufe Bäcker und Confiseur unabhängig und jeweils separat in der
Nutzung, Wirtschaftlichkeit und in der Ausbildung.
Die
Woche der Herzlichkeit
Eine
Idee von Herrn Wellauer, und in Zusammenarbeit mit den Bäckereien und
Confiserien ins Leben gerufen.
Es werden zwei Hauptziele verfolgt:
Sie will erstens das Gewerbe dazu anregen, dem Kunden besonders Sorgfalt,
Herzlichkeit und Spontaneität beizumessen , und zweitens die
Aufmerksamkeit des Konsumenten auf das Fachgeschäft lenken, indem sie
diesem eine Verkaufsförderungsplattform bietet.
Lehrlingswettbewerb
Im
Anschluss daran besichtigten wir den nationalen Lehrlingswettbewerb
in der Fachschule. Wir waren überrascht über das Niveau und die Vielfalt
der ausgestellten Arbeiten, die etwas weniger umfangreich waren als die
einer Gesellenprüfung und in 6 Stunden hergestellt werden mussten.
Besichtigung der Conditorei Heini
Gegen
15.30 Uhr, empfingen uns die Brüder Bruno und Hans Heini in ihrer
Confiserie. Der Betrieb wird von den beiden Brüdern in zweiter
Generation, seit 1986, mit viel Elan weitergeführt. Mit täglich über 25
verschieden Torten stehen auch 25 überzeugende Argumente unter dem Motto,
jedem Gast etwas besonderes zu bieten.
Sicherlich eine ganz besondere Spezialität sind die bekannten "Lozaerner
Raegetroepfli", feinste Milchkuvertüre, gefüllt mit edlem
Kirschwasser.
Mit vielen langjährigen Mitarbeitern werden täglich 3 Filialen und ein
Teil der Luzerner Gastronomie beliefert.
In der Bäckerei ist die Ware bereits fertig gebacken, und wird am Morgen
nur kurz regeneriert, das gewährleistet natürlich Flexibilität zu jeder
Tageszeit.
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Nach der Besichtigung in der Produktion waren wir zu Café und Kuchen
eingeladen. Wir naschten uns durch 25 verschiedene Torten , von Cappuccino-,
Birnen- Schokoladen-Torte bis hin zu Ruebli- oder Vermicelletorte, von
denen jede Sorte auf einem drehbaren Tortenständer präsentiert wurde.
Eine
weitere Filiale der Confiserie Heini ist als Selbstbedienungs-Café gestaltet. Auf
dem Weg dorthin führte uns Herr Heini noch am geschichtsträchtigen Löwendenkmal
vorbei. Das SB-Café ist ein modern eingerichtetes Café mit gemütlicher
Sesselecke, aber auch mit einer Verkaufstheke. Laut Herrn Heini waren aber
die Kostenersparnisse beim Personal nicht so groß wie erhofft. |
Ausklang im Zunfthaus
Nach
einem Tag voller Naschen und Schlemmen stürzten wir uns auf das Herzhafte
des Abends und genossen bei Wein und Bier Schweizer Spezialitäten, wie Käsefondue
oder Kartoffelrösti, im Zunfthaus an der Kapellbrücke.
Mit einem Lichtermeer quer über dem See endete dieser Tag.
Bäcker Z' Morge
Am
Samstag um 7.30 Uhr hieß es dann ,, Z’ Morge” – Frühstück in der
Richemont Fachschule.
Nach dem leckeren Frühstück mit über 25 verschiedenen Brotsorten,
Croissants, Brötchen und vielem mehr, die in der Fachschule produziert
werden, und auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind, erwarteten uns
bereits die Bachmann-Brüder in ihrer Produktionsstätte am Centralpark.
Besichtigung der Confiserie Bachmann
Die
Brüder Mathias und Ravael Bachmann führen das Unternehmen
gemeinsam. Mathias Bachmann ist weitgehend für den Marketing-Bereich
verantwortlich, Ravael betreut die Produktion und die Logistik.
Mit über 150 Mitarbeitern, aufgeteilt auf 6 Filialen und die Produktionsstätte,
die knapp 100 qm umfasst, wird täglich frisch produziert. Jeder
Mitarbeiter hat sein eigenes Aufgabengebiet.
Beeindruckt waren wir sicherlich alle von der Frosteranlage, die eine Kapazität
von 100 Stikkenwagen umfasst. Das garantiert natürlich eine Flexibilität
im höchsten Rahmen.
Verkauft wird - vor allem Hochzeits- und Geschenktorten - mit Hilfe von
Katalogen. Der Kunde trägt seine Wünsche ein, und nach diesen Wünschen
wird dann produziert. Ob eine Hochzeitstorte für DJ Bobo oder eine
Congressveranstaltung von 2000 Personen - auch im Bereich des Catering
stellt dies keine Probleme dar.
Im
Anschluss an die Besichtigung schlenderten wir durch den Handwerksmarkt am
Weinmarkt, beobachteten die Mittagsfütterung der Vögel an der Kapellbrücke
und unsere Mädels Sabine und Eva hatten zu tun, Strom-Adapter fuer die
Haarpracht der Damen zu besorgen.
Um
13.00 trafen wir uns gemeinsam zum Snack-Lunch in der Confiserie Bachmann,
wo wir mit warmen Käsekuchen und Nuesslisalat verwöhnt wurden (Rezept
vom Käsekuchen gibt's bei mir). Nach anschließendem Kaffee und
,,Schlemmen durch die Kuchentheke” war es schon wieder Zeit zur Abfahrt
nach Zug zur Besichtigung der Confiserie Speck.
Besichtigung der Confiserie Speck in Zug
Walter
und Peter Speck
führen das Unternehmen seit 1992 in 4. Generation. Peter Speck übernimmt
die Führung von Produktion und Verkauf, Walter Speck betreut den
gastgewerblichen Betriebsteil.
Nach der Wiedereröffnung im Januar 2001 werden dort im Stammhaus
Christopherus die Speckli Spezialitäten - von der Zuger Kirschtorte
bis zu den Zuger Kirschstengli - im modernen Design in blauen
Theken und Vitrinen präsentiert.
In
zwei Gruppen wurden wir dann durch den Betrieb geführt. Der Kirschkeller
hat es uns allen sehr angetan:
In den Tanks wird das Kirschwasser gelagert, in einem Art Wasserbad wird
dann der Sirup gekocht, dem wird der 55 %ige Zuger Kirsch dazugefügt und
schon ist der Grundstock der so berühmten Zuger Kirschtorte fertig. Von
den Tanks wird dann das fertige Kirschwasser mit Hilfe einer Pumpe nach
oben, direkt zur Produktion befördert. Dort erhalten die Torten mittels
einer automatischen Tränkanlage, die entfernt an einen
Miniatur-Rasensprenger erinnert, ihre typische Kirschwassertränke.
Über die Weltausstellung 1968 wurde diese Torte berühmt.
Interessant
war auch die Herstellung der Zuger Kirschstengli:
In einem separaten, temperiertem Raum befand sich eine Maschine, mit Hilfe
von Hohlkörpern wurde in ein Bett aus Weizenpuder die Form der Stengli gedrückt,
diese wurden mit Kirschwasser befüllt und getrocknet.
Nach zwei Tagen entsteht dann die Zuckerkruste, und man kann sie mit
feiner Kuvertüre überziehen.
Mhhh lecker…
Bei Café und Zuger Kirschtorte im "Monsieur Baguette" klang der
Nachmittag langsam aus.
Der Abend im "BAM BOU"
Nach
der Rückfahrt und einer kurzen Verschnaufpause im Hotel konnte gegen
19.30 Uhr der festliche Teil des Abends beginnen:
In dem Gault Millaut-Restaurant BAM BOU genossen wir ein vier Gänge
Menü der exquisiten Klasse .Von Riesencrevetten bis Minzpolenta,
Rinderfilet oder Jakobsmuscheln bis hin zu hausgemachten Sorbets und
Schokoladenkuchen waren wir alle begeistert.
Wir genossen den Abend, plauderten über das Erlebte und Gesehene, und so
endete auch der zweite Tag in Luzern.
"Entwicklung einer Spezialität" - Vortrag von Herrn
Heini
Am
Sonntagmorgen um 8.00 Uhr hieß es dann wieder "Z’ Morge" , Frühstück
in der Fachschule.
Um 9.00 Uhr besuchte uns Herr Heini in der Fachschule und erklärte uns
einige Hintergründe zu der Schokoladenspezialität ,,Lozaerner
Raegetroepfli”.
Die Form der Praline wurden speziell als Tropfen gewählt, die Hohlkörper
dafür werden speziell nur für Heini hergestellt.
Auch wird - um die Einzigartigkeit der Praline zu betonen - nur Milchkuvertüre
dafür verwendet, keine dunkle oder weiße Kuvertüren.
Bei der Verpackung wurde ganz genau darauf geachtet, wie viel Zwischenraum
(für mögliche Transportschäden) jede einzelne Praline hat, da es sich
um eine flüssige Praline handelt.
Da dieses Produkt von vielen Touristen gekauft wird, wurde für den Namen
speziell das Schweizer Deutsch gewählt, eben ,, Lozaerner Raegetroepfli.
"Trends am Schweizer Markt" - Vortrag von Herrn Boesch
Nach
der leckeren Verkostung der Pralinen und der Kaffeepause beehrte uns noch
zuletzt Herr Walter Boesch, Direktor der Richemont Fachschule mit 102
Mitarbeitern. Nach einem Rundgang durch die neugebauten Schulräume erläuterte
er uns einige Grundsätze der Fachschule. Ob Produktion- oder
Verkaufskurse, Technologie- oder Managementseminare – bei Richemont zählt
vor allem die Praxis. Aufgrund der Zusammenarbeit der Verbände der
verwandten Berufe wird die Schule sowohl von den Bäckern als auch von den
Confiseuren zur Aus- und Weiterbildung genutzt.
Anschließend
erzählte uns Herr Boesch über die Entwicklung am Markt, Trends und deren
Hintergründe.
,,Jede Leistung hat ihren Preis” und zu jeder Leistung gehört auch die
Motivation und Emotion, denn ,, Keine positive Emotionen zu haben ist
gleichbedeutend mit der Resignation, sie führt zur Stagnation und endet
auf der Intensivstation”.
Eines der vielen Zitate von Herrn Boesch.
Der
Stand des Fachwissens ist erschreckend tief und man muss sich die Frage
stellen: ,,Warum”. Und was man dagegen tun kann. Dabei ist zu bedenken:
Man sollte Kollegen nicht kritisieren, ohne sich selbst zu hinterfragen !
Auf den Punkt gebracht: Wir sind für unseren Erfolg oder Misserfolg
selbst verantwortlich, und sollten bereit sein, mit Motivation, Emotion
und Qualität die Zukunft des Konditorenhandwerks zu wahren.
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