CCC-Clubtreffen

Sensorik-Seminar

Wolfenbüttel, 2.-3. Nov. 2003



Mit allen Sinnen...

...wollten wir dieses Treffen erleben und viel über das Zusammenspiel der Sinne erfahren, um bewusster unsere Produkte wahrzunehmen und zu beurteilen. 

Hierzu hatten wir am ersten Tag Prof. Dr. Ludewig in die Bundesfachschule Wolfenbüttel eingeladen. Er ist gelernter Konditor und lehrt Back- und Süßwarentechnologie an der FH Lippe/Höxter. 
Zu Beginn stellte er uns die 5 Sinne vor:

Augen 
- sehen Form, Farbe, Größe, Glanz etc.
Ohren  
- hören z.B. Knusprigkeit (Brötchen) oder Knacken beim Brechen (Schokolade, Kekse)
Haut/ Tastsinn 
- fühlt Textur, Temperatur, Druck, Schmerz ...
Nase
 - riecht die verschiedensten Aromen
Zunge
 - schmeckt die Grundgeschmacksarten süß-sauer-salzig-bitter

Tipps für das Vorgehen bei sensorischen Beurteilungen:

  • zum Neutralisieren der Geschmacksknospen eignet sich am besten Wasser oder schwarzer Tee
  • Backpulver schmeckt erst zeitverzögert und kann daher Ergebnisse verfälschen
  • pikante Produkte mit Zwiebeln, Knoblauch oder Chili sollten zuletzt getestet werden
  • ein Raum mit guter Beleuchtung und ohne Lärm und Fremdgerüche ist Voraussetzung für ein konzentriertes Arbeiten
  • die sensorischen Fähigkeiten lassen sich trainieren!
  • jeder Betrieb sollte die für ihn (bzw. seine Kunden) wichtigen Qualitätsstandards individuell festlegen

Nach so viel Theorie ging es dann an die Praxis. Michael hatte Hefezöpfe, Croissants, Biskuitböden, Mürbeteiggebäck und Pralinen mitgebracht, die nun von uns im wahrsten Sinn des Wortes  auseinandergenommen wurden.
In kleinen Gruppen untersuchten wir zunächst Eigenschaften wie Aussehen, Oberfläche (Kruste), Lockerung, Krume, Schneidbarkeit, Füllung, Kaueigenschaften, Geruch und Geschmack und beschrieben diese mit Hilfe von Prüfprotokollen. Anhand eines weiteren Beurteilungsbogens ging es dann darum, Fehler in der Qualität der Produkte festzustellen und zu bewerten. Mit Hilfe eines vorgegebenen Bewertungsschemas ließen sich die Ergebnisse schließlich als Qualitätszahlen darstellen und miteinander vergleichen.

Jahreshauptversammlung

Unser nächster, weniger sinnlicher Programmpunkt war die Jahreshauptversammlung, die wir im Hause Heimbs Kaffee durchführten. Hier beschlossen wir u.a., den Vorstand des CCC auf ein Team von 10 Personen zu erweitern, um die wachsenden Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Zum neuen Vorsitzenden wählten wir Bernd Siefert. Mehr dazu demnächst im internen Bereich.
Nachdem wir uns an einem Wok-Buffet gestärkt hatten, konnte das Braunschweiger Nachtleben beginnen...

Sensorik-Training

Am nächsten Morgen begrüßten uns Janina Will und Katja Wörner von der Firma symrise, die ein führender Hersteller von Düften und Aromen ist und aus den Firmen Haarmann & Reimer und DRAGOCO hervorgegangen ist. Als Sensory Analysts  befassen sie sich u.a. mit der sensorischen Beurteilung von Aromen und Produkten, in denen diese Aromen verwendet werden.

Zum Training der sensorischen Fähigkeiten stellten sie uns verschiedene Tests vor, die wir dann ausprobierten:
Mit einem einfachen, aber verblüffendem Experiment zur Aromawahrnehmung begannen wir. Wir hielten die Nase zu und nahmen ein vorbereitetes Granulat in den Mund - es schmeckte nur süß. Dann öffneten wir die Nase - und Vanillearoma strömte in die Nase, so dass erst jetzt der Vanillezucker deutlich zu erkennen war.
Nun wurden Auge und Tastsinn gefordert:
Beim "Ranking" sollten zunächst 10 gelbe Papierplättchen nach ihrer Farbintensität sortiert werden. Anschließend haben wir die Härte von 14 unterschiedlich festen Gummikegeln erfühlt und sortiert. Hier merkten wir schon: weich ist nicht gleich weich und hart ist nicht gleich hart!
Beim nächsten Test ging es um die 4 Grundgeschmacksarten. Aus 10 wässrigen Lösungen sollten die Geschmacksarten süß-sauer-salzig-bitter erkannt werden. Gar nicht leicht bei so geringer Konzentration!
Zur Geruchs-Erkennung gab es 3 Duft-Stifte zum Schnüffeln. Grüner Apfel, Nelke und Gras sollten zu erkennen sein - hier gab es schon Probleme, nicht zuletzt weil es sich um künstliche Aromen handelte, die doch einfach "anders" sind.
Ähnlich verlief die Aroma-Erkennung. Vier verschiedene Bonbons waren zu "erlutschen". Hier galt es, sich nicht durch die Farbe irritieren zu lassen und nur auf das Aroma zu achten. So stellte sich heraus, dass der farblose Bonbon nach Cola schmeckte und der rote nicht etwa nach Erdbeere oder Kirsche, sondern nach Tomate. Lecker war er allerdings nicht...

Weiter ging es mit analytischen Methoden:
Der Dreieckstest: 3 Becher Milch - zwei sind identisch, eine anders. Aber wie unterscheiden sie sich? Es galt, Unterschiede in Geruch, Geschmack und Farbe zu beschreiben. Schließlich die "Auflösung": es handelte sich um Milch mit 3,5 und 1,5% Fett!
Schließlich noch ein Akzeptanztest: 3 ähnliche Rührkuchen Hausmacher Art waren zu beurteilen und in eine Rangfolge zu bringen. Dieser Test kann vor allem auch zur Marktforschung mit Laien durchgeführt werden.
Aufwändiger sind Tests zur Erstellung von Aroma- oder Geschmacksprofilen. Hierfür beschreibt eine Gruppe von speziell geschulten Mitarbeitern alle in einem Produkt wahrnehmbaren Eigenschaften und ihre Intensität. Anhand dieses Profils können später durch Kontrolltests auch kleinste Abweichungen erkannt werden, die selbst durch Laboranalysen nicht immer entdeckt werden.

Nach so vielen Eindrücken gab es noch ein ganz "normales" Mittagessen in der Kantine der Bundesfachschule, bevor wir uns mit Auto oder Bahn auf den Heimweg machten. Bis zum nächsten Mal!